Digitales Zentralbankgeld

Digitales Zentralbankgeld ist elektronisches Geld, das von einer Zentralbank emittiert wird und einem größeren Nutzerkreis zur Verfügung steht als die derzeitige digitale Form der monetären Basis für Geschäftsbanken. In seiner weitesten Ausprägung könnte jeder Bürger oder jedes Unternehmen ein Konto bei der Zentralbank führen. Für den Zahlungsverkehr und zur Wertaufbewahrung könnten Mobile Apps oder anonyme Guthabenkarten genutzt werden. Derzeit gibt es erste Umsetzungen auf den Bahamas und in Kambodscha und zahlreiche Pilot- und Forschungsprojekte in anderen Nationen. Digitales Zentralbankgeld steht im Gegensatz zu Stablecoins, d.h. die durch die Privatwirtschaft geschaffenes elektronisches Geld.

Die Idee, von der Zentralbank emittiertes Geld direkt den Privathaushalten zugänglich zu machen, erwähnte schon 1985 James Tobin. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch nicht die technologischen Voraussetzungen für eine ortsungebundene Kontoführung. 1993 unternahm die Bank of Finland einen ersten Umsetzungsversuch mit dem Avant Card Smart System. Es handelte sich dabei um eine Chipkarte, die mit Geld aufgeladen werden konnte. Da Transaktionen jedoch Gebühren kosteten, konnte sie nicht die nötige Verbreitung erreichen und wurde 2006 eingestellt. Nach den ersten – meist kartenbasierten – Entwürfen für elektronisches Geld griffen die Zentralbanken der G10 das Thema 1995 auf. Allerdings sahen sie sich damals noch nicht in der Rolle, selbst elektronisches Geld anzubieten. Sie diskutierten ausschließlich darüber, wie Anbieter von elektronischem Geld reguliert werden sollten.

Erst 2009 war die technologische Entwicklung soweit, dass mithilfe von Blockchain die erste Kryptowährung Bitcoin an den Markt ging. Danach beschäftigten sich Zentralbanken wieder verstärkt damit, selbst elektronisches Geld anzubieten. 2014 kündigte die Zentralbank in Uruguay ihr Pilotprojekt e-Peso an. Es folgte die Bank of England mit ihrer One Bank Research Agenda die Erforschung von digitalen Währungen an und die Pilotprojekte e-krona (schwedisch) und Jasper (kanadisch). Eine breite Aufmerksamkeit bekam das Thema, als 2019 Facebook die Einführung eines Stablecoins Libra bzw. Diem ankündigte, der aber letztendlich aufgrund von Widerständen der Federal Reserve Bank nicht umgesetzt wurde. Die Diskussion wurde dadurch und auch durch die Ankündigung der Chinesischen Zentralbank, nach Pilotversuchen in Regionen mit dem Digital Currency Electronic Payment bald digitales Zentralbankgeld herauszubringen, angeheizt. 2020 wurde das weltweit erste nationale digitale Zentralbankgeld eingeführt – der Sand Dollar auf den Bahamas. Einer Umfrage im Jahr 2021 nach untersuchen rund 80 % der Zentralbanken weltweit CBDCs, wobei 40 % bereits Proof-of-Concept-Tests durchführen. 2021 veröffentlichten die G7-Staaten Richtlinien zur Einführung von digitalem Zentralbankgeld.

Beitrag vom 27.01.2023